Erfolg entsteht, wenn es einem gelingt, Probleme, die andere nicht lösen können, einer dauerhaften Lösung zuzuführen. Um dieses zu erreichen, ist es erforderlich, die Ursachen zu erkennen. Daher sollten erfolgreiche Führungskräfte einen wichtigen Gedanken verfolgen: Den von der Polikausalität der Ereignisse. Dieser hilft dabei, nicht nur das Problem selbst, sondern auch dessen Wurzeln zu erkennen und somit zu einer realistischen Lösung zu kommen. Bei der Beschreibung der Ursachen kann eine von Karuo Ishikawa entwickelte Methode sehr nützlich sein, die ich Ihnen hier vorstelle. | |
Die Polikausalität der EreignissePolikausalität bedeutet: Alle Ereignisse, Probleme oder Zustände haben mehr als eine Ursache. Fast immer entstehen Situationen aus einer ganzen Reihe von Einflussfaktoren. Ändert man diese, so ändert man das Resultat. Oftmals spielen aber so viele Dinge eine Rolle, dass man möglicherweise den Überblick verliert und die eine oder andere Ursache übersieht. Ist es deshalb überhaupt möglich, komplexere Probleme in den Griff zu bekommen?
GanzheitlichkeitJa, Probleme, die auf hochkomplexen Zusammenhängen beruhen, lassen sich durchaus in den Griff kriegen und lösen. Die einzige Bedingung ist, dass man sich einer ganzheitlichen Systematik bedient. Ein Beispiel: Sie sind Führungskraft. Zwei Ihrer Mitarbeiter üben eine identische Tätigkeit an zwei exakt gleichen Maschinen aus. An Maschine X wird aber pro Schicht 10% mehr produziert als an Maschine Y. Ganzheitlich bedeutet nun, dass man nicht nur die technischen Ursachen betrachtet (z.B. Maschine defekt), sondern auch weitere relevante Faktoren einbezieht. Eine der vielen Möglichkeiten wäre, z.B. auch die Motivation des Mitarbeiters an Maschine Y zu betrachten. Wie stellt man aber sicher, dass man nichts vergisst? Durch Systematik...
SystematikEine systematische Herangehensweise würde bedeuten, dass man eine Liste aller möglichen Ursachen hat und nun das vorhandene Problem daraufhin analysiert. Da es aber zahllose unterschiedliche Probleme geben kann - potenziert mit der Anzahl möglicher Ursachen - wäre dies eine sehr sehr lange Liste. Diese Option ist also zeitaufwendig. Eine deutlich elegantere, systematische Herangehensweise wäre es, sich eine Anzahl von Kategorien zu überlegen, in denen man alle Problemursachen finden kann. Eine solche Option bietet das Diagramm des japanischen Wissenschaftlers und Begründers des Qualitätsmanagements Karuo Ishikawa.
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Das Fischgräten-Diagramm von IshikawaDie möglichen Ursachen von Problemen jeglicher Art fasste Karuo Ishikawa (1915-1989), Professor an der Universität in Tokio, bereits in den 40ern des vorherigen Jahrhunderts zusammen. Er entwickelte sechs Kategorien, die im Deutschen alle mit dem Buchstaben „M“ beginnen (6M): Mensch, Management, Methode, Maschine, Material, Mitwelt. Im so genannten Fischgräten-Diagramm stellen diese 6M die Gräten dar (also die möglichen Ursachen) und der Kopf die Auswirkungen (also das Problem).
Das Fischgrätendiagramm wird daher auch als Ursache-Wirkungs-Diagramm bezeichnet. Die Ursachen sind im Einzelnen: |
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Variationen des Ishikawa-DiagrammsNicht immer sind alle sechs Faktoren ausreichend, um die Ursachen zu beschreiben. In Bereich der Produktion sind die Faktoren Mensch, Methode, Material und Maschine einflussreicher, im administrativen Bereich dagegen eher Management und Mitwelt. Deshalb ist es oftmals sinnvoll, sich gleich eigene "Gräten" zu suchen (z.B. ein siebtes M für Messung). Das hat den Vorteil, dass das selbst erdachte Fischgrätendiagramm maßgeschneidert auf die betreffende Problemstellung ist. Kleiner Tipp: Häufig verwendet werden auch die 4P (Place, Procedures, People, Policies – Ort, Abläufe, Menschen, Vorgehensweisen) und 4S (Surroundings, Suppliers, Systems, Skills – Umgebung, Zulieferer, Systeme, Fähigkeiten). Obendrein gibt es noch eine Reihe anderer Formulierungen der 5-M-Methode, z.B. Man-Power, Method, Milieu, Matter und Means - Mensch, Methode, Umfeld, Sache/Material, Maschine/Mittel/Vorgehensweise/Werkzeug.
Die gewählten Kategorien wie die 6Ms können als Schlüsselfaktoren gesehen werden, zu denen es auch wieder Ursachen gibt. Es empfiehlt sich daher mit einer geeigneten Gruppe von Mitarbeitern ein Brainstorming zu den einzelnen sechs Schlüsselfaktoren zu machen, um alle diese Unter-Ursachen zu finden. Dadurch wird der Fisch zu einer Art Mindmap.
Die erweiterte Darstellung mit den einzelnen Unter-Ursachen wird in Anlehnung an Mindmaps daher auch als Cause Map (Landkarte der Ursachen) bezeichnet.
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Ein Beispiel Das Problem: Ein Schiff einer Reederei fährt vom Hafen A zum Hafen B langsamer als andere Schiffe derselben Reederei. Nehmen wir an, die 6M würden hier passen. Dann gäbe es in den sechs Kategorien dem Beispiel folgend diese möglichen Unter-Ursachen:
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FazitUnabhängig davon, ob man sich für 6M, 4P, 4S oder ein maßgeschneidertes Grätenmuster entscheidet, eines steht fest: Das Fischgrätendiagramm bietet zahllose Anwendungsmöglichkeiten im Qualitätsmanagement, beim kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP), zur Klärung komplexer Fragestellungen des Projektmanagements, zur Effizienzsteigerung in der Logistik, als Kreativitätstechnik, zur Ideengenerierung, zur Problemlösung, für die Ursachenforschung, als Erweiterung zur Technik des Mindmappings oder um im Selbstmanagement herauszufinden, warum die Karriere noch nicht so richtig läuft...
Ishikawa hat Manager immer wieder zu der Erkenntnis gedrängt, dass es viele Möglichkeiten gibt, Bestehendes zu verbessern. Er gilt daher als einer der geistigen Väter des firmenweiten Qualitätsmanagements und auch des Konzepts der Qualitätszirkel. Sein Fischgräten-Diagramm wird als effizientes Werkzeug für bottom-up-Verbesserungsprozesse eingesetzt, also immer dann, wenn man bemüht ist, alle Ursachen von Imperfektionismus im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses zu finden.
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Der Verbesserungsprozess
Die
praktische Vorgehensweise in Kurzform:
1.
Finden!
2.
Anzeichnen!
3.
Klären!
4.
Beschriften!
5.
Fragen!
6.
Erkennen!
7.
Verbessern!
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Von der Wertung zur WahrnehmungZum Schluss noch ein grundlegender Gedankengang: Werten Sie nicht! In dem Moment, in dem wir eine Situation als Problem einstufen, werten wir. Wir halten die Situation – bewusst oder unbewusst – für negativ. Auch der entgegen gesetzte Weg, alles euphemistisch und positiv beschreiben zu wollen - "Das Problem als Chance!" - bedeutet Wertung. Statt zu werten ist es hilfreicher, wenn wir eine Situation neutral und mit allen ihren Komponenten (Fischgräten!) wahrnehmen.
Viel Erfolg
beim Fischgräten suchen! Ihr Falko Graf, M.A.
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